Holzzahnbürsten im Test

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Holzzahnbürsten im Test

Praxis für Zahnheilkunde Marcus Besler - Zahnarzt Mering
Veröffentlicht von Nicole Besler in Nachhaltigkeit · 14 April 2022
Tags: HolzzahnbürstenTest
  
Wer es sich zur Aufgabe gemacht hat, Plastikmüll in seinem Alltag zu vermeiden, wird sich früher oder später unweigerlich die Frage stellen, ob der Wechsel von der Plastik- zur Holzzahnbürste empfehlenswert ist. Schließlich braucht eine Plastikzahnbürste 500 Jahre um zu verotten und es landen täglich Millionen davon auf dem Müll und in den Weltmeeren. Schlendert man in der Drogerie durch die Zahnbürstenabteilung, wird man direkt angelacht von Verpackungen, die einem dieses "Tu-Dir-und-der-Umwelt-was-Gutes-Gefühl"  verkaufen möchten. Doch was steckt hinter dem Versprechen etwas Sinnvolles für den Umweltschutz zu tun? Sind diese Zahnbürsten denn wirklich umweltfreundlicher? Und wie sieht es mit dem ganz praktischen Nutzen, nämlich der Putzleistung dieser Zahnbürsten aus? Ich bin diesen Fragen in einem Selbsttest nachgegangen.

  
Getestet habe ich folgende Modelle:

Sensident Holzzahnbürste der Drogerie Müller
Dr.Best Nature Bambus Interdent von Glaxo Smith Kline
Zahnbürste Bamboo Aktivkohle der Marke Colgate
Humble Brush  von The Humble Co.
Bambuszahnbürste von HydroPhil

Im Fokus der Bewertung standen
  1. die Umweltverträglichkeit der verwendeten Materialien und
  2. die Putzleistung auf Grund der Beschaffenheit des Bürstenkopfes und der Borsten selber.


Wenn man sich mit dem Thema Holz-bzw. Bambuszahnbürste näher beschäftigt, stellt man sehr schnell fest, dass es im Detail doch erhebliche Unterschiede gibt. Bevor wir also zu den einzelnen Zahnbürsten kommen, hier die wichtigsten Vor-und Nachteile der verarbeiteten Materialien im Überblick:



Zahnbürsten aus Bambus


Der Vorteil von Bambus ist, dass es ein sehr schnell wachsender Rohstoff ist, der bereits nach 5-7 Jahren geerntet werden kann – im Gegensatz zu heimischen Hölzern, die bis zur Ernte 30-50 Jahre wachsen müssen. Da Bambus wie Unkraut wächst, bedarf es in der Regel keiner Pestizide und Wässerung. Nach der Ernte wächst die Pflanze wieder nach und muss nicht neu gepflanzt werden.  Zudem bindet Bambus enorm viel CO² und hat noch dazu eine anitbakterielle Wirkung.
Dies sind natürlich starke Argumente, die für die Verwendung von Bambus sprechen.
Geschmälert wird die CO²-Bilanz etwas durch den weiten Transportweg. Fairerweise muss man hier aber anmerken, dass auch Kunststoffzahnbürsten aus Asien importiert werden und somit den gleichen transportbedingten CO²-Ausstoß verursachen.
Laut Greenpeace kann Bambus als Holzalternative den Druck auf die Wälder mindern und in ländlichen Regionen einen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten. Die immer größere Nachfrage nach diesem Rohstoff birgt allerdings die Gefahr von Raubbau an Naturbeständen und kann auch dazu führen, dass heimische Wälder verdrängt und abgeholzt werden.
Somit kann man sagen, dass Bambus auf jeden Fall eine nachhaltige Alternative zu Kunststoff ist, vorausgesetzt, das Holz stammt nachweislich aus nachhaltigem Anbau.


 
Zahnbürsten aus Holz



Die Zahnbürsten mit Griffen aus Holz sind oft aus Buchenholz, die aus nachhaltig bewirtschafteten europäischen Wäldern (meist aus der Schweiz) stammen und FSC zertifiziert sind.   
Der Vorteil hier ist eindeutig der kürzere Transportweg und die gute Transparenz: Man kann sich auf gewisse Standards verlassen, was in asiatischen Ländern nicht immer der Fall sein muss.
Als Nachteil würde ich anführen, dass sich das Holz auf dem Zahnfleisch rauer anfühlt als Bambus, aber das ist natürlich eine rein subjektive Bewertung.

An der Frage, was nun besser für die Umwelt ist, Bambus oder heimisches Holz, scheiden sich tatsächlich die Geister. Es gibt derzeit einen Riesenhype um Bambus und Bambus wird in vielen Blogs und Foren als das umweltverträgliche Material schlechthin bezeichnet. Aber einfach nur Bambusprodukte kaufen ohne nach der Herkunft und Verarbeitung zu fragen kann m.E. nicht der richte Weg sein.
Eine andere Frage ist, wie verlässlich die Zertifikate sind. Hier wird leider auch viel Geld verschoben und es ist offenbar nicht schwer, Nachhaltigkeitssiegel käuflich zu erwerben.
Jeder sollte die Frage aber für sich selbst entscheiden und abwägen! Ich werde in meinem Test zertifiziertes Buchenholz besser bewerten als nicht zertifiziertes Bambus, auf Grund des kürzeren Transportwegs und der besseren Transparenz.


Borsten aus Nylon
Die meisten Naturzahnbürsten sind, genauso wie konventionelle Zahnbürsten, mit Borsten aus Nylon-6 bestückt. Der Vorteil von Nylon-6 ist, dass das Material schon lange verwendet wird und die "Putzkraft" des Materials durch Studien belegt ist. Die meisten Hersteller geben auch an, dass die Borsten abgerundet sind, was besonders wichtig ist, damit es nicht zu Verletzungen an Zahn und Zahnfleisch kommt.
Nachteil: Nylon-6 ist kaum biologisch abbaubar. Vor der Entsorgung der Zahnbürste muss also der Kopf entfernt und getrennt vom Griff entsorgt werden.

Borsten aus Rizinusöl
Steht auf der Verpackung "Borsten aus nachwachsenden biologischen Rohstoffen", ist damit Rizinusöl gemeint. Rizinusöl ist das Öl des sogenannten Wunderbaumes, der vor allem in tropischen Ländern zu Hause ist. Auch dieser Rohstoff muss importiert werden und verursacht durch den Transportweg CO².  
Allerdings kann auf die Verwendung von Erdöl verzichtet werden, das ist definitv ein Pluspunkt.  
Aber auch diese Borsten sind, bedingt durch die Weiterverarbeitung, ein Kunststoff und müssen getrennt vom Griff entsorgt werden.
Da es bis dato keine unabhängingen Studien über die Putzleistung dieser Borsten gibt, kann man über die Qualität der Borsten in dieser Beziehung keine endgültige Aussage treffen.  
Da es im Moment das umweltverträglichste Material ist, das es für Borsten gibt, geht der Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit an die Rizinusborsten.

Achtung!
Holz oder Bambuszahnbürsten bedürfen einer besonderen Pflege, sie müssen nach jedem Gebrauch gründlich abgetrocknet werden, sonst kann sich schnell Schimmel bilden. Aus diesem Grund würde ich den Gebrauch von Naturzahnbürsten nur bedingt für Kinder und Kleinkinder empfehlen!!! Es sei denn, ein Erwachsener hat den sachgemäßen Umgang mit den Bürsten wirklich im Blick.



Die einzelnen Zahnbürsten im Test




  
Sensident Holzzahnbürste, Müller, 2,45€

Diese Zahnbürste ist definitif der Nachhaltigkeitssieger. Das Holz der Bürste stammt aus FSC zertifizierten Plantagen in Europa, die Borsten sind aus Rizinusöl gefertigt. Laut Angabe des Herstellers sind die Borsten abgerundet, das Borstenfeld ist schön dicht, insgesamt macht diese Bürste einen sehr guten Eindruck.
Ich kam mit der Zahnbürste sehr gut zurecht, einziger Nachteil: Das Holz fühlt sich etwas rau an, dafür einen Punkt Abzug.

Bewertung:
Nachhaltigkeit
Anwenderfreundlichkeit
  

  
Dr. Best Nature, Glaxo Smith Kline, 2,95€-3,55€

Der Griff ist aus Bambus, allerdings ohne Zertifizierung oder Herkunftsnachweis, die Borsten sind aus Rizinusöl. Laut Herstellerangaben sind die Borsten abgerundet. Die Form des Griffes und Bürstenkopfes ist leider etwas überdimensioniert, der Griff liegt nicht sonderlich angenehm in der Hand und durch die große Höhe des Bürstenkopfes ist es wirklich schwierig, auch die hinteren Backenzähne gut zu reinigen. Diese Bürste eignet sich, wenn, dann vielleicht nur für Menschen mit einer "größeren Anatomie", wer etwas zierlicher gebaut ist, wird sich damit schwer tun.

Bewertung:
Nachhaltigkeit
Anwenderfreundlichkeit


Bamboo Aktivkohle , Colgate 2,25€

Der Griff dieser Zahnbürste besteht aus zertifiziertem Bambus und ist mit Bienenwachs beschichtet, die Borsten sind aus Nylon. Laut Hersteller handelt es sich um mikrofeine, mit Aktivkohle durchsetzte Borsten.
Vom Putzergebnis her haben mich die Borsten tatsächlich positiv überrascht, insgesamt finde ich diese Zahnbürste tatsächlich sehr gut. Was die Aktivkohle tatsächlich bringen soll, hat sich mir nicht erschlossen. Ich würde das unter "optisches Highlight"  verbuchen.  

Bewertung:
Nachhaltigkeit
Anwenderfreundlichkeit


Humble Brush, The Humble Co. 2,95€

Der Griff dieser Zahnbürste besteht ebenfalls aus nachhaltigem FSC zertifizierten Bambus. Für den Borstenkopf werden abgerundete Nylon-6 Borsten von Dupont verwendet, einem Hersteller, der für gute Qualität steht. Das Borstenfeld hat eine leichte Welle. M.E. eine solide Bürste, die Form ist angenehm und durch den spitz zulaufenden Bürstenkopf kommt man auch gut an die hintersten Backenzähne. Auch das Holz fühlt sich sehr angenehm an. Summa summarum also durchaus eine Zahbürste, an die man sich gewöhnen kann.

Bewertung:
Nachhaltigkeit
Anwenderfreundlichkeit


Bambuszahnbürste von HydroPhil 2,95€
           
HydroPhil ist ein hamburger Start Up Unternehmen, das sich auf die Herstellung von wasserneutralen, nachhaltigen und fair gehandelte Zahnhygieneprodukten spezialisiert hat. Einen Pluspunkt gibt es auf jeden Fall schon mal an den sympathischen und authentischen Auftritt des Unternehmens.
Der Griff dieser Zahnbürste besteht aus fair gehandeltem Bambus. Sehr angenehm ist die runde Form des Griffes, alleredings ist die Oberfläche des Holzes leicht angeraut. Die biobasierten Borsten werden aus Rizinusöl gewonnen. Das Borstenfeld ist nicht ganz so dicht, aber es ist in Ordnung.
Insgesamt eine ordentliche Zahnbürste, die es sogar mit verschiedenen Farbakzenten und Härtegraden zu erwerben gibt.

Bewertung:
Nachhaltigkeit
Anwenderfreundlichkeit



FAZIT

Am Ende des Tages stellt sich nun die Frage, lohnt sich nun der Wechsel auf eine Holzzahnbürste?
Ich finde, auf dem Markt gibt es definitiv Produkte, die eine gute Alternative zu Plastikzahnbürsten darstellen. Zwar ist es so, dass die meisten Holzzahnnbürsten vom Borstenfeld her nicht ganz so dicht bestückt sind, wie man das von einer guten Zahnbürste erwartet. ABER, wer eine gute Mundhygiene hat und einfach so lange putzt, bis es sauber ist, für den sollte es kein Problem sein.
Wer sich unsicher ist, sollte einfach mal die Bürste seiner Wahl zur nächsten Zahnreinigung mitbringen und mit der Prophylaxeassistentin besprechen, ob die Bürste auch wirklich für einen selbst geeignet ist oder nicht. Letztenendes ist jeder Mensch individuell und so auch seine Mundhygiene.  
Mich persönlich hat bezüglich des Materials die raue Oberfläche bei manchen Bürsten etwas gestört, da konnten tatsächlich nur die Bamboo Zahnbürste von Colgate und die Humble Brush mit einer angenehmen Oberfläche aufwarten.  
Ob man mit dem Wechsel zur Holzzahnbürste einen großen Beitrag zum Umweltschutz leistet? Klaro, Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist und die echte Veränderung kann es nicht ohne die vielen kleinen Dinge geben! Schließlich landen jährlich Abermillionen Plastikzahnbürsten auf den Müllbergen und Weltmeeren dieser Erde.
Jedoch ist nicht überall nachhaltig drin, wo nachhaltig drauf steht. Deswegen sollte man unbedingt darauf achten, dass das Bambusholz zertifiziert ist. Und dann kann eine solche Zahnbürste auch eine echte Alternative darstellen!


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